Ordnung ist das halbe Leben

28. September 2014


Ordnung ist das halbe Leben?

Falsch! Hier irrt der Volksmund! Bei mir ist es jedenfalls nur ein sehr viel kleinerer Bruchteil davon! So´n Hundertstel… allenfalls… oder noch weniger… Wenn es nach mir ginge, könnte man das Wort aus dem Wortschatz streichen! Leben funktioniert auch ohne Ordnung ganz gut – eigentlich sogar besser… hm…hm…hm…la…la…la…

Nehmen wir mal mein Zimmer!


Ich liebe mein Zimmer wie es ist und außer mir muss schließlich niemand drin leben, höchsten mal Miss Sofie, wenn sie mich übers Wochenende besuchen kommt. Und die ist der Ansicht, dass man sich – erste Priorität -  in seiner Butze wohlfühlen muss.

Ich bin ja sowieso der Meinung, dass der Precht (also dieser Philosoph, dessen Bestseller sich meine Mam grade reinfüllt) vollkommen Recht hat.

Liebe und Unordnung gehören einfach zusammen.


Auch bei der Liebe zu meinem ZIMMER.
Je unordentlicher es ist, umso mehr liebe ich es!

Das ist Heimat, das umfängt mich, nimmt mich jeden Abend liebevoll in seine Arme auf…

Mein ungemachtes Bett, das ich nicht mal mehr abdecken muss, heißt mich willkommen…

Die CD, die noch im Player liegt, breitet auf einen einzigen Tastendruck hin, ihren behaglichen Klangteppich zu meinen Füßen aus.
Ich brauche ihn nur betreten und schon wandle ich wie auf Wolken, gerate ins Schweben und kann endlich Träume zulassen…

Was gibt es Schöneres nach einem stressigen Tag?


Leben ist nun mal etwas voll Emotionales und lebt von Inspiration und Spontaneität… Aufräumen dagegen ist was voll Rationales und tötet jede Inspiration ab, legt dem freien Geist Fesseln an und zwingt die Fantasie in fremdbestimmte Ordnungsmuster. Von Menschen erfunden, die andere Menschen damit terrorisieren wollen.

Davon abgesehen:


Man kann mit einem ordentlichen Zimmer einfach nicht kommunizieren! Und Überraschungen erlebt man darin auch nicht.
Das ist wie WhatsApp ohne Freunde oder würfeln mit einem Würfel ohne Augen. Du kriegst nie ne Sechs!  

Ihr kapiert nicht? Haltet mich für durchgeknallt? Dann schaut mal auf die kleine Episode aus dem DREHBUCH meines Lebens:

Szene 1: Motzis Zimmer, Tag. Motzi sucht etwas in ihrem Zimmer und redet dabei mit ihm:

„Eh, wo ist denn wieder mein Mathebuch! Hast du es verschluckt? Nun komm, spuck es aus, ich muss Aufgaben machen…“

Das Zimmer stellt sich taub, weiß aber um die verborgenen Schätze in seinem Inneren und lächelt sanftmütig.

Während ich also noch nach dem Mathebuch suche, finde ich diese mega hippe Zeitschrift mit dem Poster von Cara Delevingne und muss das erst mal rauslösen und an meine Fanwand hängen. Wie die wieder so guckt… Sieht so krass aus und gibt mir tausendmal mehr als ein ödes Mathebuch.

Okay, ich vergesse dann manchmal weiter danach zu suchen, nach dem Mathebuch… und die Aufgaben zu machen… und oft auch, es am nächsten Tag mit in die Schule zu nehmen…
Weil, ich muss ja erst mal die neue Haarkreation und das Augenmakeup von dem Poster ausprobieren…Denn wir sehen uns ja schon etwas ähnlich, die Cara und ich…

Ach so… wegen dem Mathebuch… das kann ja mal passieren… dass man das aus dem Auge verliert…dafür sieht das Poster sowas von toll aus an meiner Wand…
Ich könnte es stundenlang aus meiner Hängematter heraus anschauen…
Ich finde Cara ja sooo cool, voll wild, unangepasst und durchgeknallt… also wenn ich keine Eltern hätte... in mir steckt bestimmt genauso viel Power… aber die darf ich ja nicht rauslassen…


Ein STAR könnte ich sein!


Stattdessen, werde ich zu niederen Hausarbeiten gezwungen!

„Hier“, sagt meine Mutter, kippt mich aus der Hängematte – sowas von brutal – und drückt mir das Saugrohr vom Staubsauger in die Hand.
„Wenn das gnädige Fräulein, dann mal seinen Allerwertesten in Schwingungen versetzten könnte, die der Allgemeinheit dienlich sind!“
Was dient denn daran der Allgemeinheit, wenn ich verdonnert werde, Staub zu saugen?

Sklavenarbeit! Ein völlig undemokratischer Akt! Verstößt garantiert gegen die Menschenrechte… oder so… muss einer doch wohl selber entscheiden können, ob und wann er das macht…in SEINEM Zimmer!

„Schreib eine Beschwerde an den Haager Gerichtshof“, empfiehlt meine Mutter und ich habe den Eindruck, dass sie mein Grundbedürfnis nach Entspannung  weit weniger ernst nimmt, als die paar Staubflusen auf meinem Zimmerteppich.

Hat sie vielleicht eine behandlungsbedürftige Hausstauballergie?
Nö, sie muss weder ständig niesen, noch hat sie verquollene Augen, wenn sie mein Zimmer betritt… na ja, einen etwas unnormalen Blick schon… so panisch irgendwie…

Ich ziehe Miss Sofie zu Rate.


Miss Sofie: „Ich glaube, deine Mutter hat einen Reinlichkeitstick, das ist aber in ihrer Generation fast schon normal und vermutlich auf ein frühkindliches Trauma zurückzuführen. War ihre Mutter „Nur-Hausfrau“?

Ich denke an Oma Inge, Mamas Mutter,  und finde, dass das alles erklärt. Die hat einen Krümelroller, mit dem sie noch während der Familien-Kaffeetafel am Sonntagnachmittag die Krümel vom Tisch rollert. Abartig.

„Was machen wir dagegen?“

Miss Sofie zuckt die Schultern: „Tu deiner Mutter doch ab und zu den Gefallen und räum ein paar Sachen in den Schrank, statt sie auf den Boden davor zu schmeißen…dann kann sie besser saugen…und… äh… mit Kranken muss man liebevoll umgehen.“ 
ARRRGGGGHHH!!!

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